Ungewissheit Uniklinik

Nachdem meine Frau und ich mit unserem Hausarzt die nächsten Schritte besprochen hatten, beschlossen wir, uns eine kleine Auszeit zu nehmen. Wir fuhren für ein paar Tage ans Meer nach Holland, um Abstand von Krankenhaus und Krankheit zu gewinnen und den Kopf frei zu bekommen. Trotz der Ungewissheit, was noch vor uns lag, hatten wir einige schöne Tage mit gutem Wetter, leckerem Essen und tollen Aktivitäten: Sandburgen bauen, Muscheln sammeln, Strandspaziergänge und ein spannender Besuch im Marinemuseum.

 

Doch die Realität holte uns bald ein. Der Termin in der Uniklinik war für Freitag festgelegt, ich sollte die Untersuchungsergebnisse meiner Knochenmarkpunktion (KP) besorgen und um 10 Uhr in Köln sein. Leider waren die Ergebnisse am Donnerstag noch nicht da, der Chefarzt wollte noch einmal einen Blick darauf werfen. Also fuhr ich am Freitag ohne die KP-Ergebnisse nach Köln.

 

An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass wir unseren Kindern noch nicht gesagt hatten, dass ich möglicherweise immer noch oder wieder krank bin. Um ihnen die Situation nicht zu erklären, hatte meine Frau die tolle Idee, dass sie Urlaub bei Oma und Opa machen könnten. Die Jungs waren begeistert – und so konnten wir die Kinder gut versorgt wissen, während wir uns auf den bevorstehenden Termin konzentrierten. Danke an Oma und Opa!

 

Der erste Termin in der Uniklinik

 

In der Uniklinik wurde ich sehr herzlich empfangen. Die fehlenden Unterlagen wurden direkt im Krankenhaus Engelskirchen angefordert und standen dann doch pünktlich zur Besprechung mit der Ärztin bereit. Sie erklärte uns, was der Arzt in Engelskirchen bereits angedeutet hatte: Es könnte bösartig sein, aber noch waren nicht alle Ergebnisse da, die dies zu 100 % bestätigen konnten. Ich musste erneut Blut und Urin abgeben, und die Ärztin würde weitere Werte der Knochenmarkpunktion anfordern. Noch war unklar, ob es sich tatsächlich um Krebs handelt. Die Ungewissheit blieb.

 

Am Nachmittag rief die Ärztin mich an. Sie teilte mir mit, dass meine Blutwerte nicht gut seien und bat mich, am Montag erneut in die Uniklinik zu kommen, um die weiteren Untersuchungen zu besprechen.

 

Die Diagnose: Multiples Myelom

 

Am Montag war ich wieder in der Uniklinik. Diesmal wurden wir direkt ins Besprechungszimmer gebeten. Die Ärztin erklärte uns, dass es sich wahrscheinlich um Krebs handele – um ein Multiples Myelom. Zum ersten Mal hörte ich diese Diagnose und spürte, wie eine Welt in mir zusammenbrach. Die Ärztin sprach von einem Professor, der in der Uniklinik eine Studie zu dieser Krankheit begleitet, und fragte, ob wir Zeit hätten, mit ihm zu sprechen. Natürlich hatten wir das.

Nachdem wir uns ein wenig gesammelt hatten, wurden wir zum 5. Stock geschickt, zur Station KMT. Dort warteten wir eine Weile, und ich griff zu meinem Handy. Ich googelte "Multiples Myelom" – ein Fehler. Die Informationen, die ich fand, waren erschreckend und machten mich noch nervöser. Gedanken schossen mir durch den Kopf: Was wird aus meinen Jungs? Was ist mit meiner Frau? Was wird aus meiner neuen Arbeit? Was passiert mit mir?

 

Nach gefühlten Ewigkeiten kam der Professor. Er stellte sich uns vor, erklärte seine Arbeit und berichtete ausführlich über die Studie. Er nahm sich viel Zeit, um unsere Fragen zu beantworten. Der Schock über die Diagnose wurde durch sein Auftreten etwas gemildert. Er erklärte, dass das, was man online liest, oft veraltet ist und vor allem auf ältere Patienten zutrifft. Ein Multiples Myelom ist zwar nicht heilbar, aber gut behandelbar. Er verglich es mit Bluthochdruck – eine Krankheit, die man kontrollieren kann, auch wenn sie nicht heilbar ist. Diese Worte gaben uns Hoffnung.

 

Bevor wir genau wussten, wie es weitergeht, sollten noch einige Untersuchungen gemacht werden: CT, PET-CT, MRT, Herzultraschall und Röntgen. So fuhren wir mit vielen Informationen und neuen Terminplänen nach Hause. Auf dem Weg holten wir die Jungs bei Oma und Opa ab und verbrachten den Abend damit, die Ereignisse des Tages zu verarbeiten. Wir machten uns gegenseitig Mut und versuchten, positiv zu bleiben – erstaunlicherweise gelang uns das ganz gut.

 

Weitere Untersuchungen und erste Lichtblicke

 

In der darauffolgenden Woche standen Zahnarzttermine, Impfungen, Hausarztbesuche sowie die Untersuchungen an. Am Ende der Woche ging es zum PET-CT in eine Kölner Praxis. Für diese Untersuchung muss man nüchtern erscheinen, bekommt ein Kontrastmittel gespritzt und trinkt eine Lösung mit Glukose. Dann heißt es warten, bis sich die Mittel im Körper verteilt haben, und schließlich geht es ab in die Röhre.

 

Nach der Untersuchung sagte der Arzt, dass er uns kurz darauf schon etwas zu den Bildern sagen könne. Meine Frau begleitete mich zu diesem Termin, aber da ich wegen der Strahlung alleine im Wartebereich sitzen musste, nutzte sie die Zeit für einen kleinen Bummel durch die Stadt. Zur Besprechung war sie wieder da. Der Arzt hatte gute Nachrichten: Es war ein Tumor am Schienbein zu sehen, aber sonst keine weiteren Auffälligkeiten. Meine Organe waren in Ordnung, und der Arzt sprach nun nur noch von einem Plasmozytom und nicht mehr vom Multiplen Myelom. Eine Bestrahlung könnte möglicherweise ausreichen. Mit diesen erfreulichen Nachrichten fuhren wir ins Deutzer Brauhaus und gönnten uns ein schönes Mittagessen. Unsere Stimmung war blendend, und meine Frau scherzte darüber, dass ich jetzt ein "Strahlemann" sei, wegen der radioaktiven Strahlung. Wir lachten viel – es tat gut, nach so viel Unsicherheit endlich positive Nachrichten zu hören.

 

Neue Erkenntnisse und der nächste Schritt

 

Die Ergebnisse des PET-CT wurden an die Uniklinik geschickt, und wir warteten auf die finale Auswertung. In dieser Woche gab es auch ein großes Familienereignis: Unser jüngster Sohn wurde eingeschult. Wir hatten einen wunderschönen Tag mit der ganzen Familie und feierten gemeinsam mit meiner Nichte, die am selben Tag eingeschult wurde. Es war ein Tag voller Freude, Sonnenschein und Ausgelassenheit – und eine wunderbare Erinnerung, die uns allen Kraft gab.

 

Gegen Ende der Woche meldete sich der Professor. Leider reichte eine Bestrahlung nicht aus, um den Tumor zu behandeln. Er empfahl, mit einer Therapie zu beginnen. Es standen weitere Untersuchungen an, und schließlich wurde ein MRT für die nächste Woche terminiert.

 

Der endgültige Fahrplan: Therapie

 

Nach dem MRT kam die endgültige Diagnose: Neben dem Tumor am Schienbein waren weitere Unregelmäßigkeiten in den Oberschenkeln zu erkennen. Der Professor schlug eine umfassende Therapie vor: Vier Monate Induktionstherapie, gefolgt von einer Hochdosis-Chemotherapie, zwei Monate Nachbehandlung und Erhaltungsmedikamente für zwei Jahre.

 

Nach einer kurzen Denkpause bat ich ihn, so schnell wie möglich zu beginnen. Seltsamerweise fühlte ich mich nach diesem Anruf erleichtert – die Ungewissheit war vorbei. Ich wusste nun, was auf mich zukam. Ich war auf der Arbeit, als ich die Nachricht erhielt, und zog mich erstmal zurück, um für mich alleine zu sein und die Emotionen rauszulassen. Später informierte ich meine Frau, und wir beschlossen gemeinsam, diesen Weg zu gehen.

 

Am nächsten Tag bekam ich die Termine für die Vorbesprechung und die nächste Knochenmarkentnahme. Die erste Therapie startete am 6. September 2024. Ich entschied mich, den konventionellen Behandlungsweg zu gehen und nicht an der Studie teilzunehmen. Das war eine Entscheidung, die ich aus dem Bauch heraus getroffen hatte.

 

Mein Weg zurück: Come Back Stronger

 

Jetzt beginnt mein Weg – mein Weg zur Genesung. Es wird ein langer, anstrengender Prozess, aber ich bin motiviert. Ich habe eine starke Familie an meiner Seite, tolle Ärzte und ein starkes Umfeld, das mich unterstützt. Ich bin überzeugt: Ich werde stärker zurückkommen.

 

Mein Name ist Dominik – und ich Come Back Stronger.

 

 

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